Alltag auf Kur - Kapitel 11
- The Storyteller
- 8. Okt. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Feb. 2024

ASTRID UND DER BILDUNGSAUSFLUG
Die Zeit zwischen den Therapien soll man entweder mit Ruhen oder alternativen Dingen verbringen. Da ich mir die Ruhe für die Nacht aufhebe, begebe ich mich zwischendurch gerne in die Natur, um auch ein wenig Bewegung zu machen. Es gibt im Umfeld des Kurhauses genügend Möglichkeiten, um sich die Beine zu vertreten.
Als wir beim Mittagessen darüber sprechen, was jeder so am Nachmittag vorhat, erzähle ich von meinem Plan, eine kleine Wanderung zu unternehmen.
Günther bietet sich sofort an, mich zu begleiten. Aber auch Astrid sieht es als ihre Aufgabe, in die Natur zu gehen. Was Günther und ich jedoch nicht wissen, dass es sich dabei für sie um einen Bildungsausflug handelt.
Um 14.00 Uhr treffen wir uns am vereinbarten Treffpunkt, dem Raucherplatzerl. Wir drei sind in der Wanderkluft, ohne jedoch auf Regenschutz zu verzichten. Es beginnt schon herumzuziehen.
Der Rest der Kurenden ist im Therapiegewand: Jogginghose, weite Leibchen, Herrgottsschlapfen und diskutiert um den heißen Kübel.
Nach einigen Minuten belangloser Plauderei starten wir in Richtung Berg. Erstes Ziel ist der Kraftplatz, den uns Astrid unbedingt zeigen will. Auch gut, dann holen wir uns dort halt die Kraft für die nächsten Tage. Wir marschieren im mittleren Tempo vorbei am Kurhaus, den schmalen Weg hinauf durch den kleinen Wald.
Nach gut 30 Minuten kommen wir an Lichtungen vorbei, an kleinen Tümpeln und Plätzen, wo Astrid vor Entzückung ruft: »Jö schauts, da gibts Brennnesseln.« Sie bückt sich und reißt vorsichtig, wie es sich gehört, eine Spitze ab. »Wisst ihr eigentlich, dass Brennnesseln gut für die Gehirn- und Gedächtnisfunktion sind? Einfach die Spitzen mit etwas Wasser pürieren und den Saft durch ein feines Sieb rinnen lassen. Wenn ihr das dann trinkt, meine Herren, dann rotiert das Gehirnpowidl wieder und das schadet sicher nicht!«
Aja! Wenn das die esoterische Kräuterhexe meint.
»Astrid«, sage ich und wende mich ihr zu, »trink das Saftl, lös ein komplettes Kreuzworträtsel und wenns richtig ist, trink ich es auch!«
Ihr Blick wäre jetzt passend für das Fotoalbum und hätte seinen Platz in der Rubrik Banausen des Alltags gefunden. Bevor wir uns näher darüber austauschen, ob es hilft oder nicht, ziehen immer mehr dunkle Wolken über uns und wir machen uns eilig auf den Rückweg. Es liegt ja noch eine halbe Stunde vor uns, bevor wir uns in Sicherheit wiegen dürfen, nicht nass zu werden.
Vielleicht sollte ich erwähnen, dass der Rückweg von wenigen Worten geprägt ist und Günther und ich froh sind, als wir uns von Astrid verabschieden und ihr noch einen schönen Nachmittag wünschen.
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