Alltag auf Kur - Kapitel 20
- The Storyteller
- 8. Okt. 2021
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Feb. 2024

DER KUR ABREISER
07.00 Uhr beim Frühstück: Ich beiße mehr oder weniger genussvoll in mein Marmeladebrot und blicke aus der großen Fensterwand in den schon sonnigen Morgen. Im Augenwinkel bleibt mir ein größerer Tisch mit acht Personen nicht verborgen. Fast jeder hat ein Handy in der Hand, es werden Telefonnummern ausgetauscht, jeder tippselt stressig Nummer für Nummer ein.
Warum hat man das eigentlich nicht während der letzten drei Wochen gemacht, wenn eh alle best friends sind? Die meisten hier sind ja richtig aufgeblüht und von einer Konditorei zur nächsten gegangen. Doch dem nicht genug: Abends nach dem Essen wollte doch auch noch einer der vielen Heurigen besucht werden, um sich ein wenig besser kennenzulernen.
Dann erhebt sich ein Mann, Kärntner, wie ich an seinem Dialekt erkennen kann, und beginnt die große Verabschiedung. Mit einem Schmatz links und rechts aufs Wangerl gehts zur Nächsten.
„Pupperl, Bussi, Bussi, ciao, baba und alles Gute für dich.“
Das Szenario wiederholt sich, außer den Busserln, wenn ein Gleichgeschlechtlicher an der Reihe ist und sich der herzlichen Verabschiedung nicht entziehen kann.
Ich betrachte die illustre Runde und stelle mir vor, in welche Jobs die Menschen nach der Kur wohl wieder flüchten werden. Ich kann es natürlich nur erahnen, aber die Berufsgruppen Hackler, Formulartanten, unterbeschäftigte Sekretärinnen, alle 30 Minuten-Rauchpause-machende-Angestellte und dergleichen waren sicher mehr als zu 50 Prozent vertreten.
Also dann allseits: Bussi, Bussi, ciao, baba und alles Gute für euch – bis zur nächsten Kur.
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