Alltag auf Kur - Kapitel 18
- The Storyteller
- 8. Okt. 2021
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Feb. 2024

BEIM ASCHENBECHER
Manchmal schlendert man einfach nur so durch das KMH (Kurmittelhaus), um die Zeit zwischen zwei Therapien zu überbrücken, da der Weg vom KMH zum Zimmer doch immerhin 400 Schritte beträgt. Dabei kommt man auch an einer Smoke Station vorbei – vor der Tür stehender Aschenkübel – um die sich Deix-Figuren scharren, die sich nach einer Moorpackung rasch auch noch ein bissal Teer in die Lunge schießen.
Ich öffne die Tür, um ein paar Minuten im Freien und in der Sonne zu verbringen – mit Sicherheitsabstand zu den Deix'lern. Es entgeht mir nicht, dass der Aschenkübel wie ein VOEST-Schornstein qualmt und alle wie gebannt, die Zigarette in der Hand, hustend – aber wahrscheinlich nur vom Rauch des Kübels – um ihn stehen.
Eine ältere Dame mit dem Gesicht wie ein Lederstrumpf und einer hochgesteckten Frisur, wie die Mum der Simpsons, bellt, nachdem sie sich erst mal den Schleim aus den Bronchien gehustet hat, dass das »a Sauarei« ist, alles Mögliche in den Kübel zu werfen, was gar nicht reingehört.
Zustimmung erhält sie vom Dressman in einem vierfärbigen Trainingsanzug mit Goldkette (nicht Kettchen) um den Hals, der wie ein Stiernacken herausquillt.
Aber auch die noch dabeistehenden Frauen können nicht anders, als ihr Recht zu geben, eine davon mit Stöckelbadeschlapfen, in denen Füße mit grauen Stricksocken stecken. Wow, Erotik pur!
Dem Dressman scheint es zu gefallen, denn er parliert in reinstem Hochottakringerisch vor dem Aschenkübel und der gestern darin entsorgten Flasche Uhudler.
Die Sonne biegt um die Ecke des KMH, als ob sie nicht schon genug gehört hat. Auch ich biege ab, um meine nächste Therapie nicht zu verpassen.
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