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Alltag auf Kur - Kapitel 16

  • Autorenbild: The Storyteller
    The Storyteller
  • 8. Okt. 2021
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. Feb. 2024


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EIN SÜSSER AUSFLUG


Irgendwie sind sie ja alle lieb und nett, meine Tischnachbarn. Man sollte einfach jeden nehmen, wie er ist. Wenn ich immer wieder auch mit anderen spreche, denke ich mir, dass diese Menschen wahrscheinlich mehr Handschlagqualität haben als viele der sogenannten Besseren hier auf der Kur.

 

Mitte der Woche sitzen wir beim Abendessen. Nachdem die Tagesabläufe abgehandelt sind, macht Pepe einen interessanten Vorschlag.


»Fahren wir am Samstag nach der letzten Behandlung zu der Schokoladenmanufaktur. Es sind nur circa 60 Kilometer und in einer dreiviertel Stunde sind wir dort.«


Hier sei erwähnt, dass samstags die Behandlungen nur bis Mittag stattfinden. Wenn man sich rechtzeitig vom Essen abmeldet, hat man also den ganzen Nachmittag zur freien Verfügung.


Überraschenderweise sind wir alle sofort einverstanden und loben Pepe ob der guten Idee.


Fraunz fragt nur, wer fährt, denn wenn er ein oder zwei Bierchen unterwegs trinke, bekomme dies seinem Führerschein bei einer eventuellen Kontrolle nicht so gut. Ich überlege kurz, doch Pepe bietet sich sofort an.

 

Samstag, Punkt 12.00 Uhr sind wir alle beim vereinbarten Treffpunkt und starten die Reise. Nach 45 Minuten sind wir wirklich dort. Wir buchen die Führung um 13.30 Uhr und haben somit noch etwas Zeit, um das Gelände zu besichtigen.

 

Dann ist es endlich so weit. Wir treten ein ins Reich der Schokolade. Ein Genuss, vor dem wir beim Ernährungsvortrag gewarnt wurden.


»Alles mit Maß und Ziel«, haben wir die Referentin noch im Ohr.


Doch wie sagte Monika Gruber so schön? »Vergiss Fifty Shades of Grey – das ist wahre Erotik.« Sie meinte zwar die Leberkässemmel, aber das hier ist mehr als gleichwertig.


Wir gehen also in Schlangenreihe durch den Betrieb, sehen die Rohprodukte, die Fertigung, die Verpackung –  also den Weg von der Bohne bis zum Endprodukt.

 

Aber dem ist nicht genug. Es gibt alle paar Meter Verkostungsstationen.


»Verkosten«, sage ich zu Koarl, der dies anscheinend mit dem Abendessen verwechselt.

Er greift in jeden Kosttopf und nimmt gleich mehrere Stücke Schokolade. Dann bleibt er stehen, spielt mit seiner Zunge und bewegt seinen Mund wie bei einer Weinverkostung.

»Grandios«, sagt er, »man schmeckt so richtig jede Frucht. Der Abgang ist a Wahnsinn.«

Diesen Vorgang wiederholt er unzählige Male, da es im Laufe der Besichtigung so einige Stationen gibt.


Fraunz hält sich wider Erwarten etwas mehr zurück. Vielleicht wäre eine Brauereiführung für ihn doch interessanter gewesen.

 

Nach eineinhalb Stunden sind wir am Ende der Führung und begeben uns wieder ins Freie. Pepe und ich schwelgen von den interessanten Kreationen, den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen und dem unglaublichen Entstehungsprozess einer Schokolade.

 

»Mir ist schlecht«, wispelt Koarl und hat trotzdem noch einen Grinser im Gesicht.

»Koarl, schau do uma – a Würschtlstand.«


Tatsächlich steht da eine Bude, die das Gegenteil der süßen Verführungen anbietet.

 

»Jessas, da kauf i ma jetzt a Haße zum Neutralisieren.«


Und schon ist er unterwegs zum Würstelstand, gefolgt von Fraunz, der schon sein 16er-Blech (= Dosenbier) riecht. Pepe und ich schauen uns an, grinsen, blicken zum Würstelstand und sind uns einig. Das ist ein gelungener Abschluss des netten Ausflugs und die Vorspeise zum abendlichen Mahl.

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