Alltag auf Kur - Kapitel 2

EINE UNGEWÖHNLICHE SITZUNG

Teil 1

Man muss seinen Tag bzw. die verbleibende Zeit zwischen Therapien, Essen, Wellness, Walken und nicht zuletzt dem selbst verordneten Abendbierli, um den Tag zu vergessen und die Nacht ruhig zu gestalten, ja planen. So begebe ich mich, des dringenden Bedürfnisses wegen, zwischen zwei Therapien einfach mal so auf eine der zahlreich vorhandenen Örtlichkeiten.

Das Zwischendurch mit Erfolgsgeschichte spare ich mir an dieser Stelle. Ich denke über den Sinn des Lebens nach, da noch genügend Zeit bis zur nächsten Therapie ist, als plötzlich die Hälfte der Beleuchtung ausfällt. Hm ah ja, Bewegungsmelder, Stromsparen usw.

Okay, dann bringen wir es halt zu Ende.

Kaum gedacht, erlöschen auch die anderen Lichter. Dunkelheit, wohin man blickt. Ich höre nur das Tropfen eines nicht ganz zugedrehten Wasserhahns – tropf, tropf, tropf. Es hämmert in meinem Kopf und ich denke nur, wann endlich wieder ein Gleichgeschlechtlicher den Raum betreten wird. Es ist unmöglich, auch nur irgendeinen Handgriff zu tun.

Tropf, tropf, tropf … scheiß Stille.

Doch dann – quietsch, schnapp, Schritte – und es ward wieder Tag. Die Zeit drängt, ich habe ja nur circa drei Minuten, um das Werk zu vollenden. Wie man in Extremsituationen über sich hinauswachsen kann – grenzgenial.