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Alltag auf Kur - Kapitel 6

  • Autorenbild: The Storyteller
    The Storyteller
  • 6. Okt. 2021
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. Feb. 2024


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YOGA UND DAS MORGENERWACHEN


Als ich morgens die Augen öffne und verschlafen aus dem Fenster blicke, sehe ich nur dunkle Wolken am Himmel. Umdrehen und weiterschlafen ist mein erster Gedanke. Doch dann die Frage: Warum hat der Wecker eigentlich um 6.25 Uhr geläutet?

Richtig, um 7.00 Uhr ist doch morgendliches Erwachen mit leichtem Yoga – steht zumindest am Therapieplan.

 

Na dann, ab ins Bad für die erste Katzenwäsche, rein in die leichte Sportbekleidung und von hinnen nach dannen in den Veranstaltungsraum. Diesen erreiche ich nach zwei Stockwerken bergab, einem langen Gang bis zum Hauptkurhaus, dort hinauf in den zweiten Stock und dort nur mehr den langen Gang bis ans Ende.


Vor der noch verschlossenen Tür warten bereits ein paar Frühaufsteherinnen. Ich bin der erste Mann, der aber glücklicherweise nach ein paar Minuten von Gleichgeschlechtlichen umgeben ist.

 

»Oida, wos mach i um die Zeit scho do und wos is des für a Bledsinn mit dem Yoga?«, versucht einer der Anwesenden zu hinterfragen, erhält aber keine befriedigende Antwort.


Die Tür öffnet sich, die Therapeutin blickt mit einem herzlichen »Guten Morgen, bitte weiterkommen« in die Runde und empfängt die mehr oder weniger schlaftrunkene Menge im Turnraum.

 

Wir nehmen uns abwechselnd eine Matte, breiten sie langsam und kunstvoll am Boden aus, legen noch unser persönliches Handtuch darauf und stellen uns wie beim Bundesheer abwartend auf eben dieses.


»Nochmals einen schönen guten Morgen. Ich hoffe, Sie sind alle ausgeruht und bereit für das gemeinsame Morgenerwachen.«


Das Gähnen von zwei Männern beendet die Begrüßung.

 

»Beginnen wir mit dem Sonnengruß«, sind die einleitenden Worte.


»Oba die Sunn scheint jo no gar net mittn in der Nocht!«, versucht einer der beiden Gähner zu erklären.


Aber es hilft nichts. Wir strecken uns nach oben, beugen uns nach unten – die Hände am Boden, stellen einen Fuß zwischen die abgelegten Hände. Besser gesagt, wir sollen einen Fuß zwischen den Händen unter den Schultern abstellen.


Darauf erwidert der zweite Gähner ganz emotionslos: »Na pfau, i bin do net da Hudini. Wenn i no länger in der Stöllung bleib, kaun i mi nimma entfoitn!«

 

Nachdem wir auch noch den herabschauenden Hund und das wankende Känguru praktizieren, bin auch ich froh, nicht mehr den lustigen Waldkauz machen zu müssen. Endlich dürfen wir dem Körper das langersehnte und notwendige Frühstück zuführen.

 

Ich begebe mich schnellen Schrittes durch die Gänge des Kurzentrums und steuere langsam und wieder entknotet auf das Frühstücksbuffet zu, um mir mein tägliches Tellerchen zu belegen. Da es beim Frühstück keine Sitzordnung gibt, bin ich schon gespannt, mit wem ich heute den Platz teilen werde.

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