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Alltag in Staatz

  • Autorenbild: The Storyteller
    The Storyteller
  • 14. Aug. 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Feb. 2024


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Felsenbühne Staatz, Anfang August: Es herrscht tropische Hitze nach einigen kühlen und regnerischen Tagen. Es ist 18.30 Uhr, wir sind mehr als rechtzeitig eingetroffen, um unser Parkplatzglück nicht zu strapazieren. Voll Freude auf das Musical Zorro schlendern wir die circa 300 Meter vom Auto zum Eingang des Festivalgeländes.

 

Freie Tische und Plätze, wohin man blickt. Wir steuern einen solchen unter einem Baum an, welcher für jeden von uns das optimale Sitzvergnügen bietet. Einen Sonnenplatz für meine Frau und ein schattiges Plätzchen für mich.

 

Nachdem ich Getränke besorgt und wir ein Pläuschchen über die bevorstehende Aufführung abgehalten haben, stelle ich die Frage aller Fragen: „Was wollen wir essen?“

Meine Frau entscheidet sich für Fish & Chips, während ich einen Vergleich zu meinem Blunzengröstl ziehen will. Ich hole beide Speisen und habe das Ergebnis sofort auf der Zunge.


„Und?“, fragt meine Frau.

„Passt, aber meins ist besser!“

 

Eine halbe Stunde später, so gegen 19.45 Uhr, verspüre ich noch das Bedürfnis auf einen Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster. Gedacht, getan! Ich hole mir diese Köstlichkeit und nehme wieder Platz.


Leider nur kurz, da ein älteres Ehepaar die freien Plätze neben uns einnehmen möchte. Meine Frau und ich erheben uns und lassen die beiden auf der jeweiligen Seite durch. Ein freundlicher Gruß, ein herzliches Danke-Bitte und ich bin wieder bei meinem Kaiserschmarrn, den ich natürlich mit meiner Frau teile.

 

Gerade als ich ein Stück Schmarrn in meinen Mund befördert habe und mit der Gabel eine Portion herrlich dunkelroten Zwetschkenröster nachschieben will, tönt es in mein rechtes Ohr: „Christiiiiineeeeee!“ Das Tönen ist nicht wirklich zu beschreiben. Es klingt mehr wie eine Sirene (Quelle Wikipedia: Eine Sirene (altgriechisch Σειρήν Seirēn) ist in der griechischen Mythologie ein meist weibliches, in Darstellungen bisweilen bärtiges Fabelwesen, das durch seinen betörenden Gesang die vorbeifahrenden Schiffer anlockt, um sie zu töten.)

 

Ich sehe kurz in das Gesicht der Dame, besser gesagt Frau, und stelle eine Übereinstimmung mit dem bärtigen Fabelwesen fest. Mit offenem Mund, der noch immer auf den Zwetschkenröster wartet, drehe ich meinen Kopf zum Teller, um meine Nahrungsaufnahme fortzusetzen.


Klappt aber nicht, da meine Sitznachbarin ihre Freundin ein zweites Mal ruft: „Christiiiineeeeeee!“


Das ist zu viel. Meine Hand, die die Gabel führt, zuckt und ein Teil des dunkelroten Zwetschkenrösters landet auf der Knopfleiste meines weißen Hemdes.

 

Zuerst folgt ein Blick ins Gesicht meiner Frau, die sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann, dann auf mein Hemd und in weitere Folge auf die Sirene. Zwetschkenröster-überströmt denke ich an ein Kunstwerk von Picasso, gehe aber doch zu den heiligen Hallen der Menschlichkeit, um mich mit Wasser wieder zu einem einigermaßen anschaulichen Menschen zu machen.






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