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Alltag und die Bücherrunde

  • Autorenbild: The Storyteller
    The Storyteller
  • 11. März 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. März 2024


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Ein Donnerstag im Februar: Die Dämmerung ist hereingebrochen und ich begebe mich gemächlichen Schrittes zu einem Lokal im 6. Wiener Gemeindebezirk. Der Grund dafür ist ein Schreiberlingen-Treffen, organisiert von meiner Lektorin, um sich auszutauschen, Erfahrungen zu sammeln und bestenfalls Tipps für seine literarischen Werke zu bekommen.


Ich betrete das angesagte Lokal, in dem die meisten Sofas, Stühle, Schallplatten, aber auch Bücher nicht nur benutzt, sondern auch gekauft werden können. Mein Blick kreist durch das Pub mit seinen vielen Sitzecken und Ebenen und erblickt links, rechts und oben plaudernde Menschen auf bunten Sofas und alten Stühlen sitzend. Vom Alter her würde ich zwei Drittel zwischen 25 und 35 Jahre einschätzen und stelle fest, dass ich den Altersdurchschnitt mit meinem Erscheinen etwas in die Höhe treibe.


Nach der dritten Runde durch das Lokal sehe ich endlich meine Lektorin und steuere ihren Tisch an. Kurze Zeit später sind es bereits sechs Frauen und ich, die sich angeregt über Literatur, Schreiben und unsere Buchprojekte unterhalten.


Wir sitzen in unterschiedlichen Sitzmöbeln – von unbequem bis lässig „couchig“ – an einem Tisch, der ein Relikt aus den 60er-Jahren ist. Konische, leicht anstehende Füße mit Messingscheiben an den Enden und eine beidseitig ausziehbare Tischplatte. Ich kann mich erinnern, so einen Tisch auch bei meinen Großeltern gesehen zu haben.

Wir plaudern, wir lachen, wir trinken, als einer von uns sein Glas wieder auf den Tisch stellt. An sich nichts Außergewöhnliches, aber wenn sich die Tischplatte in Zeitlupe in Richtung Boden bewegt, dann doch.


Sieben Augenpaare fixieren sprachlos den Tisch, der ein Eigenleben entwickelt. Mein Gegenüber und ich ergreifen intuitiv die Platte, während Gläser purzeln und auch mein Bierchen zielsicher auf meinen Oberschenkel rutscht, um sich dort zu verteilen. Ein kollektives „Jössas, was ist denn das?“ durchdringt den Raum. Die Tischplatte haltend, trennt sich diese nun vom Gestell und die einzelnen Tischbeine machen sich, jedes in eine andere Richtung, selbstständig.


Unsere Tischnachbarn wohnen dem Schauspiel interessiert und regungslos bei, während der Rest unserer Gruppe bemüht ist, zu retten, was noch zu retten ist. Irgendwie haben wir es geschafft, die nasse, aber fast leere Tischplatte mit den gespreizten Beinen in eine Position zu bringen, in der wir sie den Angestellten des Lokals übergeben können.


Dann bekommen wir noch eine Runde „aufs Haus“, setzen unsere Gespräche fort und sprechen schon vom nächsten Treffen an diesem antiquarischen Ort.

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